Die HSG-Handballer hadern mit so manchem Pfiff

Lübeck – Am Ende der nächsten kräftezehrenden Englischen Woche mit zwei weiten Auswärtsfahrten hat die HSG Konstanz beim VfL Lübeck-Schwartau erneut nicht ganz frisch gewirkt, war aber dennoch bis in die Schlussminuten mit einer kämpferisch guten Vorstellung in Schlagdistanz (35:32, 56.).

In der Crunchtime musste man aber die Abwehr öffnen und volles Risiko gehen. Nach der 34:40-Niederlage kommt der TV Hüttenberg am Freitag, 20 Uhr, in die Schänzle-Hölle. Tickets sind unter www.hsgkonstanz.de/tickets erhältlich.

Die Belastung in dieser Woche war der HSG Konstanz von Beginn an anzumerken. „Leider sind wir nicht gut reingekommen“, sagte Jörg Lützelberger. „Das war tatsächlich nicht frisch – wie sollte es auch anders sein.“

Trotzdem hatte sich der HSG-Coach – so die Konstanzer in ihrer Mitteilung – zurechtgelegt, in diesem Fall nicht gleich das höchste Tempo anzuschlagen, „Vollgas.-Rennerei“, wie der 37-Jährige sich ausdrückte. „So wollten wir dennoch in das Spiel kommen“, erklärte er. Das gelang.

Lübeck-Schwartau drückte – so die HSG weiter – mit der Unterstützung der seit langer Zeit wieder vollen Halle im Rücken und einem überragenden Shooter Mex Raguse, der zehnmal erfolgreich war und fünf Assists auflegte, von der ersten Sekunde an.

Die Gastgeber ließen den Ball zudem präzise mit hohem Tempo durch die eigenen Reigen laufen und suchten so immer wieder erfolgreich die Lücke im Konstanzer Defensivverbund. Nach sechs Minuten erhöhte Ciudad Benitez so auf 4:1.

David Knezevic und Fynn Beckmann mit einem schönen Eins-gegen-eins verkürzten jedoch auf 4:3. Danach entwickelte sich ein munterer Schlagabtausch, in dem die HSG den einen oder anderen Fehler mehr produzierte oder aber an Nils Conrad im VfL-Tor scheiterte.

Es gab aber auch nicht nur eine Schlüsselszene, in der die „Gelb-Blauen“ brutale Entscheidungen der beiden erst ein paar Tage vor dem Spiel neu angesetzten Unparteiischen hinnehmen mussten und dadurch immer wieder zurückgeworfen wurden.

Besonders bitter! Unter anderem ein Treffer des VfL, dem ein Schrittfehler vorangegangen war, eine harte Zeitstrafe gegen Gregor Thomann, ein Schlag auf die Brust von Christos Erifopoulos, der bis auf die Tribüne hörbar war und ohne Freiwurf blieb und dafür mit einem Wurf in das leere HSG-Tor endete.

Aber auch ein diskussionswürdiges Offensivfoul von Joschua Braun. Am schlimmsten war jedoch die schwere Verletzung von Sebastian Hutecek beim Stand von 15:10 in der 24. Spielminute. Bereits vor dieser Szene, nach der der Österreicher sich sofort schreiend auf dem Spielfeld wälzte und die Hand hob, war er dreimal unsanft aus der Luft geholt worden.

Bei keiner dieser Aktionen sei er von den Schiedsrichtern geschützt worden, denn es folgte keine progressive Bestrafung. Auch nach der Aktion, die das Aus und den humpelnden Gang direkt in die Kabine, gestützt auf HSG-Physiotherapeut Felix Semler und den Lübecker Mannschaftsarzt, zur Folge hatte, gab es keine Bestrafung für den Lübecker Gegenspieler.

Lediglich einen Freiwurf habe die HSG Konstanz zugesprochen bekommen. Da auch Mittelmann Joel Mauch verletzt die Reise an die Ostsee nicht mit angetreten hatte, ruhte fortan die gesamte Last auf Christos Erifopoulos.

Der machte das mit seiner quirligen Spielweise und guten Ideen sehenswert und stellte die großgewachsene Defensive der Schleswig-Holsteiner immer wieder vor Herausforderungen.

Doch der Schock saß den Konstanzern zunächst spürbar in den Gliedern. Lübeck konnte dies für eine 19:13-Pausenführung nutzen. „Wir waren dann trotzdem dran“, sprach Lützelberger die gute zweite Hälfte seiner jungen Mannschaft an.

Und: Vier Minuten vor Schluss, als Gregor Thomann seine Farben erneut auf drei Tore herangebracht hatte (35:32), mussten die Konstanzer volles Risiko gehen und Lübeck-Schwartau auf das Tor werfen lassen.

In wilden letzten Spielminuten hätten die Norddeutschen kühl die Ruhe und die Nerven bewahrt und konnten die freien Würfe zum – aus HSG-Sicht – zu deutlichen 40:34-Endstand nutzen.