Die HSG Konstanz möchte sich dem Favoriten mutig stellen

Konstanz – Nächste Englische Woche für die HSG Konstanz in der 2. Handball-Bundesliga: Nach dem enttäuschenden 2000-Kilometer-Trip nach Rostock (31:40) empfängt sie am Mittwoch, 19 Uhr, den Tabellenvierten Dessau-Roßlauer HV.

Dieser mischt – laut Konstanzer Vereinsmitteilung – noch im Kampf um den Aufstieg in die 1. Bundesliga mit und benötigt dringend zwei Punkte. Tickets sind im Vorverkauf zwei Euro vergünstigt unter www.hsgkonstanz.de/tickets und an der Abendkasse erhältlich.

Mit ordentlich Frust und Unzufriedenheit über die eigene Leistung kehrte die HSG Konstanz am Samstagmorgen um 9 Uhr nach einer langen Fahrt aus Rostock an den Bodensee zurück. Dort angekommen, bat Trainer Jörg Lützelberger zu Beginn der Trainingswoche erst einmal um eine Einschätzung aus der Mannschaft heraus.

„Ich hatte den Eindruck, dass dort viel Gutes zurückkam“, freute sich der 37-Jährige. „Wir wissen, dass das nicht unser bestes Spiel war und wir in vielen Bereichen nicht an unser Limit gekommen sind. Das fühlt sich nicht gut an.“

Zumal sich gerade in den ersten 20 Minuten – so die HSG weiter – eine ganz große Chance bot, deutlich in Führung zu gehen und so dem Spiel einen ganz anderen Verlauf zu geben. Hier hätte sich der EHF-Mastercoach mehr Geradlinigkeit, Präzision und Leidenschaft gewünscht.

Stattdessen agierte man fahrig. „Es ist nicht einfach, immer das höchste Level zu erreichen. An den Jungs sind die schweren Verletzungen von Samuel Wendel und Gregor Thomann emotional nicht spurlos vorbeigegangen“, erklärte er. „Das muss es im Profisport aber.“

Irgendwo zwischen Rückschlag und Schicksal wollte er die beiden tragischen Szenen einordnen, die für zwei wichtige Spieler das vorzeitige Saisonaus bedeuten. Lützelberger: „Wir müssen trotzdem weitermachen, haben gut trainiert und freuen uns, dass wir schnell wieder die Chance haben zu zeigen, aus welchem Holz wir wirklich geschnitzt sind.“

Dank der nächsten Englischen Woche bietet sich für die „Gelb-Blauen“ bereits am Mittwoch vor eigenem Publikum die Chance zu einer Reaktion. Der Gegner kommt allerdings auch aus ganz anderen Sphären als Rostock.

Dessau könne auf eine überragende Spielzeit mit einer unter Trainerfuchs Uwe Jungandreas vollzogenen fantastischen Entwicklung zurückblicken. Sogar die ganz große Überraschung mit dem Aufstieg in die stärkste erste Liga der Welt ist immer noch möglich.

Als Tabellenvierter trennen den Club aktuell lediglich zwei Zähler von einem Aufstiegsplatz. Jungandreas gilt als echter Aufstiegsexperte. Sechsmal gelang ihm dieses Kunststück bereits. Fünfmal in die 2. Liga, einmal in die 1. Liga.

Für den HSG-Coach ist Dessau „die schnellste Mannschaft der Liga“. Über die erste, zweite und dritte Welle und schnelle Mitte schlage Dessau ein unwahrscheinlich hohes Tempo an, das die Konstanzer im Hinspiel überhaupt nicht gebremst bekamen und sich 43 Gegentore einfingen.

Offensiv und spielerisch war der Auftritt der Gäste dabei gar nicht schlecht, allerdings scheiterte man allzu oft am starken DRHV-Schlussmann Philip Ambrosius. Der 29-Jährige ist mit aktuell 323 Paraden bester Keeper der 2. Bundesliga.

„Wir haben die Verantwortung, für unsere Partner, Fans und vielen in unserem Club engagierten Mitarbeiter um jedes Tor zu kämpfen“, fordert Lützelberger. Dabei werde es angesichts des Dessauer Hochgeschwindigkeits-Handballs insbesondere auf einen guten Rückzug und eine gute Abwehrarbeit ankommen.

Eine besondere Herausforderung dürfte es dabei darstellen, die Kreise von Dessaus „Brecher“ und Top-Torschütze Timo Löser im linken Rückraum – mit 197 Treffern viertbester Torschütze der Liga – und „Genius“ Vincent Sohmann als Spielmacher einzuengen, wie der ehemalige Bundesligaprofi erklärt.

„Dessau spielt eine sehr gute Saison und sind in ihrer Entwicklung gereift. Sie spielen wirklich gut.“ Für seine junge Mannschaft sei es umso wichtiger, Leidenschaft ins Spiel zu bekommen, gut in die Zweikämpfe zu kommen und funktionierende Helferketten zu stellen.

„Wir benötigen von Anfang bis Ende eine bessere Abwehr“, sagt der zweifache Familienvater aus Lindau. „Gelingt uns das, können wir über den Rest sprechen und wir vielleicht ins Laufen kommen.“