Würzburg – Erneut hat die HSG Konstanz zwei Gesichter gezeigt: In der ersten Halbzeit von Seiten der Wölfe Würzburg noch als „beste Mannschaft, die diese Saison hier gespielt hat“ gelobt, folgte nach einer Acht-Tore-Führung ein unerklärlicher Einbruch.
So gab es – laut Konstanzer Vereinsmitteilung – eine extrem bittere 33:35 (20:14)-Niederlage beim Ex-Zweitligisten. Beim Gang in die Kabine hatte sich die HSG Konstanz viel Respekt erarbeitet.
Hinten konsequent, unterstützt von einem starken Torhüter Konstantin Poltrum, vorne sehr variabel, zielstrebig – mit spürbarer Spielfreude. Die Einschätzung der Experten aus Unterfranken: Bislang war kein stärkerer Gegner in der altehrwürdigen Halle zu Gast.
In der hatte schon Dirk Nowitzki seine große Basketball-Karriere gestartet. „Ich habe“, erklärte Vitor Baricelli später zur bärenstarken Vorstellung, die mit einer 20:14-Führung nach 30 Minuten belohnt wurde, „eine Mannschaft gesehen, wie sie lange nicht mehr zusammengespielt hat.“
Aus Konstanzer Sicht ließ der erste Durchgang – so die HSG weiter – wenige Wünsche offen. Auf der Tribüne dominierte der lautstarke HSG-Fanclub und hatte die Halle voll in seiner Hand.
Und unten hielten die „Gelb-Blauen“ das Heft fest in der Hand. Maxim Pliuto angelte sich einen Steal, wurde auf die Reise geschickt und vollendete den Gegenstoß selbst zum 12:8.
Mit einem 4:0-Lauf erhöhten seine Farben auf 16:9 nach knapp 21 Minuten. „Wir hatten“, lobte Baricelli, „eine sehr gute Abwehr, Paraden von Konsti, waren richtig im Flow und haben gut gespielt.“
Ein Sonderlob verteilte er an seinen Spielmacher. Erifopoulos sorgte dafür, dass die HSG sehr variabel und von jeder Position aus Torgefährlichkeit und Zug in die Tiefe entwickelte.
Nach dem Seitenwechsel war es der erfolgreichste Konstanzer Torschütze, der auf 23:15 erhöhte. Danach entwickelte sich ein ausgeglicheneres Spiel, doch Konstanz traf durch Michelberger auch nach 43 Zeigerumdrehungen zum scheinbar beruhigenden 28:21.
Mit Anbruch der letzten Viertelstunde wendete sich das Blatt jedoch komplett. Michelberger war nicht mehr einsetzbar und Erifopoulos wurde in Manndeckung genommen.
Damit sei die Konstanzer Souveränität der ersten Dreiviertelstunde komplett abhanden gekommen. Das Momentum wechselte komplett die Seiten.
Begünstigt durch unnötige Zeitstrafen, Offensivfouls und haarsträubende Fehlpässe gelang Schömig vom Siebenmeterpunkt der umjubelte 31:32-Anschluss.
Die Antwort in Unterzahl von Lukas Dietrich zum 33:31 war stark. Doch längst war das Spielglück auf Seiten der Bayern.
Bei angedrohtem passivem Spiel und der letzten Aktion traf Luis Franke den Pfosten – von dort prallte er direkt vor die Füße des komplett freistehenden Felix Karle und der setzte die Kugel zum 34:33 an Poltrum vorbei ins Netz.
Der erste Führungstreffer der Wölfe nach dem 5:4 nach sieben Minuten. Komplett anders lief es auf der Gegenseite: Jo Knipp nutzte die Lücke in der Würzburger Deckung – traf aber nur die Latte.
Eine Minute vor Schluss waren die Gastgeber wieder im Angriff, nahmen viel Zeit von der Uhr und durften sich über die Entscheidung durch den neu von Zweitligist TUSEM Essen verpflichteten Lev Szuharev freuen.
So jubelte wieder einmal der Gegner, während die Konstanzer mit gesenkten Köpfen vom Spielfeld schlichen und sich nicht erklären konnten, was gerade geschehen war.
Nun würden drei Heimspiele in Serie am 22. und 29. November sowie am 6. Dezember. Zunächst gegen Aufsteiger Erlangen-Bruck, gegen Kornwestheim und schließlich die Bundesligareserve des HC Erlangen.
HSG Konstanz:
Konstantin Pauli, Konstantin Poltrum (beide Tor); Michel Stotz (3), Lars Michelberger (5), Felix Sproß (1), Christos Erifopoulos (13/2), Luca Schwormstede (1), Jo Knipp (2), Maxim Pliuto (3), Nikita Pliuto, Jonas Hadlich, Sören Fuhrmann, Lukas Dietrich (4), Veit Schlafmann (1).