Die HSG-Handballer dürfen die Rückkehr in die 2. Bundesliga feiern

Konstanz – Tollhaus Schänzle-Hölle: Im vollbesetzten Hexenkessel, der sich bereits vor Spielbeginn in ein beeindruckendes gelb-blaues Fahnenmeer verwandelt hatte, hat die HSG Konstanz den Drei-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel mit einem 34:30 (17:13)-Heimsieg gegen Hildesheim gedreht und kehrt nach nur einem Jahr direkt wieder in die 2. Bundesliga zurück.

Für die HSG-Handballer ist es – laut Vereinsmitteilung – der fünfte Aufstieg nach 2001, 2016, 2019 und 2022. Schon direkt auf der Rückfahrt hatte Vitor Baricelli orakelt: „Wir machen es mit Emotionen – und Fynn Beckmann wirft das letzte Tor.“ Er sollte Recht behalten. Von der ersten Sekunde an erzeugte die gelb-blaue Wand für die HSG Konstanz einen unglaublichen Rückhalt.

Dennoch starteten die Gastgeber – so die HSG weiter – völlig nervös in die Partie, standen komplett neben sich und leisteten sich technische Fehler in Serie. Moritz Schade stellte nach zweieinhalb Minuten auf 0:3 – in der Gesamtaddition aus Hin- und Rückspiel somit ein Sechs-Tore-Rückstand. Viel besser wurde es auf Konstanzer Seite auch danach zunächst nicht.

Erst nach dem 3:6 und vielen Konter-Gegentoren kämpfte sich die HSG langsam in die Partie und bekam den bis hierhin sehr abgeklärt und effektiv auftretenden Gegner und das eigene Nervenkostüm besser in den Griff. Ein Tor vom Siebenmeterpunkt und ein herrlich herumgespielter Treffer des Duos Felix Sproß-Michel Stotz ließ die Halle aber endgültig explodieren – und nach etwas mehr als elf Minuten stand sie Kopf, sämtliche Zuschauer hielt es nicht mehr auf den Sitzen.

Wenig später stellte der in seinem letzten Spiel vor seinem Karriereende überragende und nicht zu haltende Fynn Beckmann mit einem seiner elf Treffer den erstmaligen Ausgleich zum 7:7 her. Unter den Augen von Nationaltorwart David Späth im HSG-Trikot und vielen ehemaligen HSG-Spielern, aus welchen man eine komplette Mannschaft hätte bauen können, legten die Gastgeber in Gänsehaut-Atmosphäre nun zu.

Sie stellten ihre Fehler ab, standen in der Deckung kompakter und brachten den eingewechselten Torwart Janis Boieck in seinem ebenfalls letzten Spiel für die HSG in Position. Der dankte es wie schien im Halbfinale gegen Krefeld mit starken Paraden. „Wir haben es“, so Jörg Lützelberger, „nach schwachem Start mit der Halle im Rücken gedreht und Qualität gegen eine starken Gegner gezeigt“.

Einen weiteren Schock und Rückschlag galt es nach einer Viertelstunde zu verdauen. Mathieu Fenyö verletzte sich so schwer am Arm, dass er sofort in die Kabine gebracht und von Notärzten behandelt werden musste. Wenig später wurde der 19-Jährige ins Krankenaus eingeliefert. Hildesheims setzte sich in dieser Phase erneut mit zwei Toren ab. Die Schlussphase der ersten Halbzeit gehörte aber den Gelb-Blauen.

Mit einem 5:0-Lauf zum 17:12 setzten sie sich das erste Mal etwas deutlicher ab – und standen zu diesem Zeitpunkt in der 2. Bundesliga. Noch mehr, als Sproß nach dem Seitenwechsel auf 20:13 erhöhte. Doch die beiden Mannschaften zeigten, warum sie es beide verdient gehabt hätten, aufzusteigen.

Mit Anbruch der letzten zehn Minuten kämpfte sich die Eintracht durch den besten Hildesheimer Torschützen Lukas Quedenbaum auf 27:25 zurück – und waren zu diesem Zeitpunkt wieder der Gewinner der Finalspiele. Die Antwort der HSG: Ein 3:0-Lauf durch Kämpfer Sebastian Hutecek, den erneut fehlerlosen Samuel Wendel und immer wieder Beckmann zum 30:25.

Beim 31:28 schnupperte Hildesheim noch ein letztes Mal am Comeback – ehe Sproß und Beckmann den Deckel zum 34:29 draufmachten. Der letzte Treffer der Gäste ging schon im Jubel des Tollhauses „Schänzle-Hölle“ unter, ehe später bei den Verabschiedungen von Head Coach Jörg Lützelberger, Samuel Wendel, Fynn Beckmann, Luis Foege, Janis Boieck, Niklas Ingenpaß und Sebastian Hutecek nochmal die ganz großen Emotionen hochkochten.

So seien Fynn Beckmann im Moment seines Karriereendes – nach elf Toren – lediglich Tränen des Glückes, der Wehmut und des Abschiedes über die Wangen gekullert. „Ein riesiger Dank an alle, das macht Konstanz aus“, sagte der 29 Jahre alte Linkshänder. „Ich wollte nochmal mein Herz auf der Platte lassen. Jeder hat daran geglaubt. Wir sind überglücklich und wahnsinnig stolz.“